Batman: Earth One

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Ich würde mich nicht als absoluten Batman Experten bezeichnen. Es gibt größere Fans als mich. Ich habe die Filme gesehen (von Burton, Schumacher und Nolan), ich bin mit der TV-Serie aus den 1960ern aufgewachsen (und mag sie immer noch), ich habe die Zeichentrick-Serie aus den 1990ern verehrt und ich habe auch den ein oder anderen Comic gelesen. In meiner Kindheit eher ungezielt, später dann bestimmte Geschichten, um die man als interessierter Comicleser kaum herumkommt (The Dark Knight Returns / Batman Year One / Arkham Asylum), wenn man Superhelden nicht komplett ignoriert. Batman ist sicher der Superheld, der mich noch am ehesten interessiert. Ich habe allerdings kein Interesse, fortlaufende Heftserien über ihn zu lesen, ausufernde Crossover oder mir  jahrzehntelange Continuity anzueignen. Ich mag die Figur und lasse mir gerne einzelne Geschichten mit ihr erzählen. Das ist ja im Grunde auch was die Filme machen und was sie so erfolgreich werden ließ. Bekannte Helden in einzelnen, abgeschlossenen Abenteuern, in zwei Stunden konsumierbar. Nun führt der große Erfolg der Filme (zuletzt die Batman Trilogie von Christopher Nolan) aber nur bedingt dazu, dass all die Filmeschauer auch zu Comiclesern werden. Ein Hinderungsgrund ist besagte Endlosigkeit der Serien und der erschwerte Einstieg durch die lange Vorgeschichte.

Um interessierten Neulesern etwas zu bieten, hat der amerikanische Verlag DC COMICS vor wenigen Jahren die Reihe EARTH ONE gestartet. Hierbei handelt es sich um Neuinterpretationen bekannter Helden in abgeschlossenen Bänden, in der heutigen Zeit angesiedelte Geschichten, welche die Entstehung und ersten Abenteuer des jeweiligen Helden auf modernisierte Art und Weise für ein breites Publikum erzählen. Den Auftakt bildete 2010 SUPERMAN: EARTH ONE von J. Michael Straczynski und Shane Davis (ein zweiter Band ist in Arbeit), 2012 folgte dann BATMAN: EARTH ONE von Geoff Johns und Gary Frank. Beide Bände sind jetzt auch auf Deutsch bei PANINI erschienen.

BATMAN: EARTH ONE erzählt in ineinander verwobenen Erzählsträngen die Geschichte von Batmans Herkunft und sein erstes Abenteuer. Es geht um den Mord an Bruce Waynes Eltern und wie der Sohn die Identität eines maskierten Rächers annimmt, um den Mord an seinen Eltern aufzuklären und zu sühnen. Der Leser erlebt Bruce Wayne an verschiedenen Punkten des Aufwachsens, diese sind aber nur eingestreut in die Haupthandlung des ersten Auftretens des dunklen Ritters im Moloch Gotham City. Die Stadt ist verkommen und korrupt, die Polizei ebenso und Oswald Cobblepot (sonst auch bekannt als Der Pinguin) ist Bürgermeister. Gegen ihn wollte Bruce Waynes Vater vor seinem Tod in der Bürgermeisterwahl antreten. Daher vermutet Bruce Wayne eine Beteiligung Cobblepots am Mord an seinen Eltern. Zunächst ist Batman noch nicht  sehr geübt im nächtlichen Kampf gegen Verbrecher und muss so einiges einstecken. Im Laufe der Geschichte wird er mehr und mehr zu einem ernstzunehmenden Verbrechensbekämpfer. Bei seinen Nachforschungen kommt er auch noch einem Fall verschwundener junger Mädchen auf die Spur. Einige bekannte Figuren aus dem Batman Kosmos haben größere oder kleinere Auftritte: Alfred Pennyworth (in einer kämpferischeren Rolle als gewohnt), James Gordon und seine Tochter Barbara, Harvey Dent, Lucius Fox und auf der letzten Seite ein weiterer Bösewicht, der in einem folgenden Band eine Rolle spielen könnte.

Man kann sich immer die Frage stellen, inwiefern Entstehungsgeschichten bekannter Helden noch interessant oder überhaupt von Nöten sind. Gerade Figuren wie Superman und Batman sind weitestgehend bekannt. Ihre Hintergründe müssen nicht mehr ständig wiederholt werden, man kann ihren Abenteuern auch folgen ohne zu wissen, wie sie aufgewachsen sind. Die Zeit oder die Seiten, die dafür aufgewendet werden, könnten sinnvoller in die eigentliche Handlung investiert werden. Im Falle von BATMAN: EARTH ONE ist diese Origin Story recht angenehm im Hintergrund gehalten und verteilt in die Haupthandlung eingestreut. Trotzdem bleibt der Eindruck, dieser Teil wäre nicht nötig gewesen und die Haupthandlung hätte mehr Tiefe und weniger Gastauftritte vertragen. Die Zeichungen sind gut, Gary Frank kann den Figuren Emotion verleihen und auch Action gekonnt darstellen. Was bleibt ist also kein schlechtes Buch, aber auch kein erfüllendes Leseerlebnis. Ich denke, es gibt bessere Batman Comics, auch für Einsteiger. Vielleicht ist dieser Band für Leser geeignet, die noch weniger von Batman kennen als ich.

 

Links:

Batman: Erde Eins (Panini Comics), €16,95, Softcover

Batman: Earth One (DC Comics)

Superman: Erde Eins (Panini Comics), €16,95, Softcover

Superman: Earth One (DC Comics)

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